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Wohlfühlatmosphäre und ein Brot nach Mitternacht

Wie wichtig Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind und warum in Latsch auch noch nach Mitternacht ein Brot geschmiert wird: Das erzählen uns Verena Spada, Andrea Ladurner und Ruth Martin, die Wohnbereichsleiterinnen des Annenbergheim Latsch. 

Dienstpläne erstellen, Mitarbeiter einteilen, ihnen zuhören, Lösungen finden, Angehörige einbeziehen, trösten und klärende Worte finden, Fallbesprechungen machen und Betreuungspläne anfertigen, Biografien hinterfragen, organisieren und lernen, gemeinsam Lösungen erarbeiten, Teamsitzungen organisieren, sich mit der Direktorin  austauschen, mit der Pflegedienstleiterin fachsimplen, täglich Fachkompetenz gepaart mit Nähe vorleben: Eine Wohnbereichsleiterin ist ein Multitalent und arbeitet immer auch in der Pflege und Betreuung mit. Vor allem aber achtet sie darauf, dass die Wohnbereiche wohnlich gestaltet sind und sich die Menschen, die hier leben, daheim und wohl fühlen.

Dass diese Aufgaben in Latsch mit viel Elan und Herzblut erfüllt werden, erkennt man auch daran, wie sehr hier auf Details geachtet wird. So bestimmt die Jahreszeit die Gestaltung mit, im Frühjahr etwa findet man allerlei Blumenstöcke, die kurz vor der Blüte stehen, auf den Fenstersimsen, das ganze Jahr über stehen frische Blumen in den Vasen. Auf den Tischen liegen Tischdecken, an den Wänden hängen von den Bewohnern selbst gemalte Landschaftsbilder. Sterilität, erklären uns die drei Wohnbereichsleiterinnen, sei etwas, was man in Latsch vermeiden möchte.

Besonderer Wert wird zudem darauf gelegt, dass sich die Menschen so frei als möglich bewegen können und ein großes Maß an gegenseitigem Respekt herrscht. „Vor allem die Privatsphäre der Bewohnerinnen und Bewohner ist uns sehr wichtig“, erklären Spada, Ladurner und Martin. Sie erzählen uns, dass vor einigen Jahren ein Ehepaar gemeinsam hier lebte und man versucht habe, die Intimsphäre der beiden bestmöglich zu schützen. Auch wurden ihre Betten zusammengeschoben und darauf geachtet, dass das Ehepaar nicht allzu oft gestört wurde. Da wird dann auch einiges von der Hotellerie abgeschaut, etwa ein „Bitte nicht stören“-Schild. Gerade mit dem Thema „Sexualität im Alter“ sei im Altenheim sensibel und mit dem nötigen Respekt umzugehen: „Auch Senioren haben natürlich ein Recht, ihre Sexualität im Alter auszuleben“, so Martin. Mitarbeiterinnen würden deshalb auch zu diesem Thema gezielt weitergebildet. „Es ist schließlich einer der wichtigsten Bausteine des selbstbestimmten Lebens, dass sich die Menschen hier so weit wie möglich zu Hause fühlen“, so die Altenpflegerinnen.

Für die Wohlfühlatmosphäre sei Flexibilität gefragt. Sowohl das Reinigungs- als auch das Küchenpersonal würden immer wieder sensibilisiert, damit den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen im Heim noch besser nachgekommen werden könne? Eine Mahlzeit nachts? Auch das sei in Latsch kein Problem. „Wenn jemand noch nach Mitternacht Hunger bekommt und eine Nachtmahlzeit, ein Stück Brot oder einen Apfel essen möchte, wieso sollte ihm das verwehrt werden?“, fragt Spada.

Gerade diese Kleinigkeiten sorgten dafür, dass sich die Senioren hier so wohl fühlten, erklären alle drei gemeinsam. Das Leitbild „Selbstbestimmt Leben im Alter“ in tägliche fachliche Prozesse und Prozeduren hineinzupacken, ist mittlerweile selbstverständlich. Besonders stolz sind die drei Kolleginnen und ihre Mitarbeiterinnen auf zwei besondere Nennungen bei der Verleihung des Qualitätssiegels: „Einmal für die Pflege- und Betreuungsplanung, unsere tägliche Arbeit in der Pflege und Betreuung“, erklären sie, und dann „für die Umsetzung des Leitbildes, denn das haben wir alle gemeinsam gemacht“.

Wenn man die drei erfahrenen Fachkräfte nach ihren Wünschen und Ideen fragt, dann sind sie sich auch darin einig. „Es wäre wünschenswert, wenn es noch mehr Rückzugsräume für die Bewohnerinnen und Bewohner gebe, im besten Falle sogar jeder und jede hier ein Einzelzimmer beziehen könnte.“ Letztlich sei dies aber noch Wunschdenken und Klagen auf hohem Niveau. „Den Heimbewohnern und den Menschen, die hier arbeiten, geht es gut, wir sind mit der Gesamtsituation sehr zufrieden und freuen uns jedes Jahr, wieder eine weitere Entwicklung zu machen und neue Erfahrungen zu sammeln“, erklären sie. Wesentlich für das harmonische Miteinander seien die Rückmeldungen der Angehörigen, mit denen sie täglich in Kontakt stehen. „Wir nehmen uns ihrer Sorgen an und versuchen auf ihre Anliegen einzugehen.“, sagen sie unisono. Natürlich sei es nicht immer einfach zu verstehen, warum etwas vorgeschlagen oder gemacht werde. „Aber wenn die Angehörigen mitmachen, wenn sie sehen, dass wir weder sie, noch die Seniorinnen und Senioren bevormunden, und wir auch auf sie hören, wird es zwar nicht einfacher, aber dafür schöner“, ergänzt Ruth Martin. „Verbesserungen und Weiterentwicklung muss immer sein“, sind sie sich einig.