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Vom Unternehmensberater zum Sachwalter

Sind Menschen nicht mehr imstande, selbstverantwortlich Entscheidungen zu treffen, kommt ein Sachwalter zum Einsatz. Der ehemalige Unternehmensberater Pietro Corradini erzählt uns, was es mit dieser Aufgabe auf sich hat.

Eine Krankheit, eine geistige oder körperliche Beeinträchtigung können uns die Fähigkeit nehmen, ohne Unterstützung wichtige Entscheidungen zu treffen. In solchen Fällen bestellt der Vormundschaftsrichter einen Sachwalter, der sich um alle wirtschaftlichen und persönlichen Interessen des Betroffenen kümmert – ehrenamtlich und unter Einbezug des Betreuten.

Pietro Corradini bringt für eine solche Aufgabe als Unternehmensberater im Ruhestand beste Voraussetzungen mit. Er erzählt, dass er hier im Annenbergheim Latsch seit rund zwei Jahren einen Heimbewohner in den verschiedensten Angelegenheiten rechtlich und persönlich betreue. Er ist einer von sechs Schützlingen, für die Corradini Notwendigkeiten zu erkennen und entsprechend zu handeln hat. So muss unter anderem festgestellt werden, ob der Begünstigte Anspruch auf Begleit- oder Pflegegeld hat oder welche Pflegestufe ihm zusteht.
Als wir ihn fragen, warum er sich entschieden habe, eine solch verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen, sagt uns Corradini, dass er einfach gern Menschen helfe. „Mit meiner Arbeit kann ich die wirtschaftlichen und persönlichen Interessen von Menschen unterstützen, die es nötig haben“, so Corradini. Einmal im Monat kommt er deshalb nach Latsch und über das Altenheim kann er nur Positives berichten. „Vor allem weil es sich um eine kleine Struktur handelt und es sehr familiär zugeht, funktionieren hier viele Dinge“, berichtet er.
In Südtirol gibt es rund 300 eingetragene Sachwalter, sie würden künftig aber wohl immer mehr Bedeutung bekommen, glaubt Corradini: „Immer mehr Menschen sind alleine und auf sich gestellt. Wenn sie dann krank werden oder einen Schicksalsschlag erleiden, ist es wichtig, dass jemand da ist, der sich um jene Dinge kümmert, um die sie sich selbst nicht mehr sorgen können.“ Am schwierigsten an seiner Arbeit sei, wenn sich Familien dem Sachwalter versperrten und ihm nicht jene Informationen zukommen ließen, die nötig seien, um sich bestmöglich um den Begünstigen zu kümmern. „Das ist manchmal schon ermüdend und frustrierend“, so Corradini.
Nichtsdestotrotz hat er die Freude an seiner Aufgabe nicht verloren. „Natürlich ist es eine große Verantwortung, wenn man so sehr in die persönlichen Belange eines eigentlich fremden Menschen involviert ist, aber gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass man seiner Tätigkeit mit der notwendigen Sorgfalt nachgeht“, sagt Corradini. Wesentlich sei dabei die harmonische Zusammenarbeit mit der Direktorin und der Pflegedienstleiterin des Hauses und die regelmäßige Rücksprache mit den Ärzten. „Das Schönste an dieser Aufgabe ist“, so sagt uns Corradini abschließend, „dass die Menschen sehr dankbar sind und sich ehrlich darüber freuen, wenn man ihnen hilft und sie das Vertrauen haben, dass nichts über ihren Kopf hinweg entschieden wird“.