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„Ich kann mich in starken Momenten jetzt besser um ihn kümmern“

Einen geliebten Menschen einem Heim anzuvertrauen, ist ein schwieriger Schritt. Bei vielen Demenzkranken ist es aber auch der einzige, der ihnen dauerhaft jene Betreuung garantiert, die sie brauchen. 

Waltraud Pirhofers Ehemann lebte im Seniorenwohnheim Latsch. Anfangs, so erzählt sie, sei es ein großer Schritt gewesen, ihren Partner aus seiner gewohnten, häuslichen Umgebung in ein neues Umfeld zu bringen. „Zuerst war es natürlich ungewohnt, meinen Mann nicht mehr immer um mich zu haben, aber irgendwann gewöhnt man sich an alles.“ Letztlich und im Rückblick betrachtet sei es die richtige Entscheidung gewesen.

Sowohl für ihren Mann, als auch für sie selbst war es eine große Erleichterung, im Heim so viel Unterstützung und Verständnis zu erfahren. Seit ihr Mann dauerhaft im Seniorenwohnheim lebte, seien seine körperlichen und seelischen Gebrechen weniger geworden, erzählt Waltraud Pirhofer. „Alles ist ein wenig leichter geworden, als er hierher umgezogen ist.“ Man merkt ihr dabei die Erleichterung regelrecht an.

Auch für sie selbst war es ein wichtiger Schritt, ihren Mann im Seniorenwohnheim unterzubringen. Denn Waltraud spürte wie das Alter an ihrem Körper Veränderungen vornimmt und sie sagt selbst, dass sie nicht mehr so kräftig und ausdauernd gewesen sei, wie noch die Jahre davor. Im Seniorenwohnheim wurde ihr viel Arbeit, aber auch Sorge um ihren Mann abgenommen und so fiel es ihr leichter, sich in den starken Momenten besser um ihn zu kümmern.

Letztlich, resümiert Waltraud, würden beide Ehepartner von diesem Schritt profitieren. Sie schätzte die Rundumbetreuung und die freundliche und fürsorgliche Pflege der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Haus. „Ich habe hier nur freundliche Menschen kennengelernt, alle kümmern sich feinfühlig und professionell um die Heimbewohner.“ Noch nie habe sie wirklich etwas zu beanstanden gehabt, Pflegerinnen und Pfleger, ja alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus vermittelten einen harmonischen und professionellen Eindruck und strahlten dadurch große Ruhe auf die Senioren und ihre Angehörigen aus.

Besonders in der Zeit des Abschiednehmens fühlte sie sich begleitet und geborgen.

Man könne, schließt Waltraud Pirhofer, die Arbeit und auch den ehrenamtlichen Einsatz der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer nicht hoch genug einschätzen. Dafür gebühre ihnen allen ein großes „Vergelt’s Gott!“.

Dieses „Vergelt’s Gott!“ nehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Altenheims Latsch natürlich gern an. Eine von ihnen ist Heidemarie Greiss, die wir zuallererst gefragt haben, seit wie vielen Jahren sie schon im Annenbergheim Latsch arbeite.

Heidemarie Greiss: Insgesamt arbeite ich seit 26 Jahren in dieser Einrichtung und ich muss dazu sagen, dass mir die Arbeit hier mit den Menschen schon immer große Freude bereitet hat.

Annenbergheim Latsch: Welche sind Ihre Aufgaben?

Greiss: Ich bin vor allem in der Altenpflege aktiv und hier arbeite ich im Speziellen mit Menschen mit Demenzerkrankungen. Um den verschiedenen Bedürfnissen gerecht zu werden, die dieses Krankheitsbild mit sich bringt, habe ich eine Zusatzausbildung in diesem Bereich gemacht.

Annenbergheim Latsch: Welche Schwierigkeiten bringt die Diagnose Demenz mit sich?

Greiss: Das Krankheitsbild der Demenz tritt in den letzten Jahren immer öfter auf. Die Menschen werden älter und entsprechend steigen auch die Krankheitsfälle. Die Krankheit ist für die Betroffenen, aber natürlich auch für die Angehörigen und die Pflegenden eine Herausforderung. Dieser Herausforderung gilt es, mit der nötigen Empathie und Professionalität zu begegnen. Menschen mit Demenzerkrankungen haben immer unterschiedliche Bedürfnisse, entsprechend bedarf es verschiedener Pflegemaßnahmen. Das meiner Meinung nach Wichtigste ist, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen und mit großer Behutsamkeit auf die individuellen Ausprägungen einzugehen.

Annenbergheim Latsch: Worin liegt der Unterschied in der Pflege von Demenzkranken Menschen und solchen die „nur“ an der früher so genannten Altersschwäche leiden?

Greiss: Der größte Unterschied liegt darin, dass Menschen mit Demenz langsam aber stetig ihre kognitiven Fähigkeiten verlieren. Früher oder später geschieht alles nur noch über die Gefühlsebene. Das bedeutet, dass das Pflegepersonal über großes Feingefühl verfügen muss und Erfahrung in der Betreuung unumgänglich ist. Im Annenbergheim Latsch unterstützen wir uns gegenseitig, Weiterbildung ist erwünscht, Supervision wird geboten und so kann mit viel Empathie und unterschiedlichem Zugang auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen werden.

Annenbergheim Latsch: Inwiefern bietet das Annenbergheim Latsch eine gute Umgebung für an Demenz erkrankte Menschen?

Greiss: Ich glaube, dass gerade die unterschiedliche Betreuung, aber vor allem auch die Einrichtung des Hauses und die individuelle Gestaltung der einzelnen Zimmer eine wichtige Rolle spielt. Wir versuchen allen die Sicherheit zu geben, nicht nur eine Nummer zu sein, sondern, dass jeder Person die Pflege und Betreuung zuteil wird, die sie braucht. Die Menschen haben auch im hohen Alter das Gefühl, ein vollwertiges Individuum und Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Wir arbeiten ohne freiheitseinschränkende Maßnahmen und jeder Heimgast kann selbst entscheiden, wann und ob er seine Mahlzeiten zu sich nehmen möchte. Es gibt z.B. auch keine strikten Vorgaben und auch keinerlei Zwang zu essen. Jede bzw. jeder darf sich seine Mahlzeiten selbst ausschöpfen und selbstständig entscheiden, was und wieviel sie bzw. er essen möchte. Zudem ist es wichtig, dass die Pflegekräfte sich hier gemeinsam an den Essenstisch setzen und so den Bewohnerinnen und Bewohnern das Gefühl vermitteln, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Die Atmosphäre im Heim ist sehr familiär, weil auch wir uns einbringen können, und das spüren die Menschen hier auch.