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Lenker, Denker, Macher

Damit ein Altenheim wie jenes in Latsch funktionieren kann, braucht es ein Team engagierter Fachkräfte. Und damit alle Rädchen in diesem Team reibungslos ineinander greifen, braucht es Lenker, Denker und Macher an der Spitze. In Latsch sind das Präsident Alexander Janser, Direktorin Iris Cagalli und Pflegedienstleiterin Eva Pirhofer.

Der Präsident

Alexander Janser ist Obstbauer in Latsch. Umso erstaunlicher ist, dass er zudem seit 2013 dem Altenheim als Präsident vorsteht. Janser erzählt, dass es vor seiner Wahl nicht einmal Überzeugungsarbeit gebraucht habe. Er sei mit seinem ersten Besuch im Haus Feuer und Flamme gewesen. Und weil er bereits Erfahrungen mit Altenheimen gemacht hatte, sei er in seiner Entscheidung bestärkt worden, sich einzubringen.

Zu Beginn seiner Tätigkeit musste er sich in seinen neuen Job einleben, die komplexen Abläufe kennen- und verstehen lernen. Seine Aufgaben bestehen hauptsächlich in der politischen Vertretung des Heims, sowohl auf Gemeinde- als auch auf Landesebene sowie – gemeinsam mit der Direktorin – in der Koordinierung von Sanierungsarbeiten und Investitionen im Haus sowie einer engen Zusammenarbeit mit der Bezirksgemeinschaft und den anderen Seniorenwohnheimen. „Nur gemeinsam können wir gut arbeiten und all die öffentlich-rechtliche Bürokratie bewältigen“, sagt der Präsident als Befürworter einer engen Netzwerkarbeit. Janser bringt sich auch sonst im Heim ein, weil er den direkten Kontakt zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und zu den alten Menschen schätzt. „Von Anfang an hat mich das Konzept des selbstbestimmten Lebens überzeugt, in vielen Gesprächen mit Direktorin und Pflegedienstleiterin habe ich Einblick in diese Philosophie bekommen und erkannt, was das Herz dieses Hauses ausmacht“, so Janser.

Außerdem mache es ihn auch ein wenig stolz, wenn er im Dorf und darüber hinaus positiven Zuspruch für die Führung der Struktur erhalte. Er sagt, dass er jedes Mal aufs Neue spüren könne, wie glücklich und gut aufgehoben die Menschen hier seien. „Dies ist vor allem den Führungspersonen und dem tüchtigen Personal zu verdanken“, sagt der Präsident, „denn wenn sich die hier arbeitenden Menschen wohlfühlen, überträgt sich dies gleichzeitig auf die Heimbewohner“. Deshalb sei es wichtig, kontinuierlich weiterzuarbeiten, Verbesserungsvorschläge voranzubringen, Fortbildungen anzubieten und niemals stehenzubleiben. „Nur in der dauernden Weiterentwicklung können fruchtbare Prozesse angestoßen und realisiert werden“, sagt Janser bevor er auflacht, weil eine Heimbewohnerin ihn ruft: Er habe, ist sie überzeugt, nun lange genug geredet…


Die Direktorin

Die vom Präsidenten angesprochene dauernde Weiterentwicklung bedeutet auch für Iris Cagalli, die nun seit nahezu 15 Jahren Direktorin im Annenbergheim Latsch ist, viel Arbeit. „Die Arbeit mit Menschen hat mir schon immer Spaß gemacht“, erzählt sie. Nach verschiedenen Ausbildungen, Entwicklungshilfe-Projekten in Guatemala und Erfahrungen in sozialen Diensten ist sie schließlich über eine Ausschreibung in Latsch gelandet.

Dass sie sich hier schnell eingewöhnt habe, hänge vor allem mit dem guten Verhältnis zu Pflegedienstleiterin Eva Pirhofer zusammen. Schon kurz nach Dienstantritt 2008 erweitern die beiden mit ihrem Team das bereits bestehende Tagespflegeheim und führen die Kurzzeitpflege im Haus ein. 2011 folgt bereits das Konzept zur „Sonderbetreuung Demenz“, das gekoppelt und parallel zum Konzept des selbstbestimmten Lebens realisiert wird. Und 2012 wird das Altenheim auch noch umgebaut, 2016 folgt die Außengestaltung und dazwischen liegen immer wieder größere Investitionen, um die Struktur zu erhalten. So wurden etwa anstelle von Pflege- Wohlfühlbäder eingerichtet und sämtliche Pflege- und medizinisch-technischen Betten und Geräte mit Unterstützung des Landes auf den neuesten Stand gebracht. Die Pandemie wurde überwunden, mittendrin dennoch alle MitarbeiterInnen im Bereich Kinaesthetik auf dieselbe Schulungsebene gebracht und 2022 wurde mit der Schulung des gesamten Pflegepersonals im hausinternen Lehrgang „Palliative Care in der Praxis“ begonnen.

Die Hauptaufgabe Cagallis im Heim sind in erster Linie die Personalführung, die Organisationsentwicklung und Qualitätssicherung und nicht zuletzt die Kostenkontrolle.  Sie führt Fallgespräche, aber auch der direkte Kontakt zu den Angehörigen und der Austausch mit ihnen ist ihr wichtig: Für einen Ratscher mit den pflegebedürftigen Seniorinnen und Senioren findet sie immer Zeit. Als schwierigsten und härtesten Teil ihrer Arbeit versteht die Direktorin allerdings ihren Part in der Verabschiedungskultur im Haus. Nach all den Jahren in Latsch falle es ihr immer noch schwer, Menschen gehen zu lassen. „Auch wenn der Tod Teil unseres Lebens ist, werde ich mich wahrscheinlich nie wirklich daran gewöhnen“, sagt Cagalli. Nun blickt sie auch mit einiger Besorgnis dem sich abzeichnenden Pflegenotstand entgegen, der das gesamte System trifft und am härtesten die pflegebedürftigen Senioren und ihre Angehörigen, die angemessene Hilfe und Unterstützung nicht mehr in der gewohnten Weise erhalten können.

Neben der Tragik des Abschieds und der Herausforderung den Fachkräftemangel entgegenzuwirken gibt’s jede Menge Alltag zu verwalten – am besten im Hintergrund. „Wenn die Verwaltungsarbeit nämlich nicht sichtbar sind und zugleich die Zahlen stimmen, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Abläufe funktionieren“, so die Direktorin, die ergänzt: „Im Vordergrund muss immer der Mensch und der direkte Kontakt zu den hier arbeitenden und lebenden Personen stehen.“


Die Pflegedienstleiterin

Pflegedienstleiterin Eva Pirhofer ist, wenn man so will, die rechte Hand von Direktorin Cagalli. Die beiden sehen sich täglich beim Mittagessen und es kommt schon vor, dass am Samstagvormittag in Ruhe telefoniert wird, um Projekte zu besprechen. Pirhofer organisiert als umsichtige Krankenpflegerin mit Herz die Pflege und ärztliche Versorgung. Sie arbeitet seit über 20 Jahren im Heim und sagt, dass „die Arbeit unglaublich erleichtert wird, weil es ein stimmiges und gemeinsames Konzept gibt“, das vom Präsidenten, der Direktorin und ihr selbst mitgetragen werde. Grundvoraussetzung für eine funktionierende Struktur wie das Altenheim in Latsch sei deshalb die gute Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen. Diese Atmosphäre übertrage sich dann automatisch auf die Heimbewohner. Das Motto von Eva Pirhofer lautet deshalb auch nicht von ungefähr: Es wird immer verschiedene Meinungen geben, aber man kann trotzdem einen gemeinsamen Nenner finden. „Und wenn es zu keinem gemeinsamen Nenner kommt, dann wird eben nach einem Kompromiss gesucht“, grinst sie.

Wenn sie an ihren Dienstantritt 1997 zurückdenkt, so sei der größte Unterschied, „dass alles viel strukturierter und durchdachter abläuft. Es wird kaum mehr etwas dem Zufall überlassen, die Konzepte und Ideen sind weitestgehend verschriftlicht und es gibt bestimmte Standards, an die noch vor 20 Jahren nicht zu denken gewesen wäre“, sagt die Pflegedienstleiterin. Dies vereinfache die Arbeit, zugleich gebe es durchaus auch Bereiche, die sich vor allem wegen des bürokratischen Aufwands schwieriger gestalten würden.

Ohne die tägliche Arbeit mit den Pflegebedürftigen könnte sich Eva Pirhofer ihr Arbeitsleben indes nicht vorstellen: Ohne direkten Kontakt zu den Menschen im Büro zu organisieren, ist nicht ihre Vorstellung. Deshalb wünscht sich Pirhofer, die bestehende Struktur mit den 55 Betreuten auch in Zukunft mit demselben Angebot aufrechterhalten zu können. Es gelte, das, was man sich in jahrelanger Arbeit hier in Latsch aufgebaut habe, zu erhalten. „Die neue Impulse und Idee“, sagt Pirhofer, „kommen dann von ganz allein“.