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Das eigene kleine Reich

Küche, Bad und Schlafzimmer: Wer noch rüstig genug ist, sich weitgehend selbst zu versorgen, kann im Annenbergheim Latsch eine der zehn Seniorenwohnungen beziehen. Wie sich’s im eigenen kleinen Reich lebt, erzählen uns Georg Mair und Sepp Kaserer.

Schon mehr als sechs Jahre lebt der heute 70-jährige Mair in einem der kleinen, hellen Apartments im Nebengebäude des Altenheimes Latsch. Mair war ein Leben lang Bauer in St. Martin im Kofel, nach einer schweren Operation 2011 aber in die Seniorenwohnung in Latsch übersiedelt. Hier macht er sich täglich selbst sein Frühstück, zum Mittagessen geht er die wenigen Stufen nach unten, überschreitet den Vorplatz und genießt das Essen mit den anderen Heimbewohnern. Das Abendessen wiederum bereitet er selbst zu. „So bleibe ich relativ unabhängig und falle niemandem allzu sehr zur Last“, sagt Mair.

Eingekauft wird im Dorf, der Spaziergang dorthin hat aber auch noch einen anderen Zweck: einen „Ratscher“ zu machen. „Die Latscher sind“, wie Mair konstatiert, „,komotte Lait‘ und das Personal hier im Haus ist sowieso sehr nett und zuvorkommend.“ An Austausch fehlt es ihm daher nicht, auch komme ihn seine Schwester regelmäßig besuchen. Es sei, betont der Siebziger, schon „eine feine Sache“, wenn man hier sein eigenes kleines Reich habe. „Ich gehe aber auch sehr gerne in den großen Aufenthaltsraum und unterhalte mich dort mit den anderen Heimbewohnern“, so Mair, der auch gern mit den anderen Mietern im Garten sitzt oder bei den Sekretärinnen vorbeischaut. Dass er sich hier rundum wohlfühlt, ist augenscheinlich.

in memoriam Sepp Kaserer, verstorben im Winter 2018:

Ein anderer Mieter ist Sepp Kaserer, der auch aus St. Martin am Kofel kommt. Der Achtzigjährige wohnt schon seit geraumer Zeit hier, kennt alle Anekdoten zum Haus und zu den Bewohnern und hält die An- und Abwesenheiten aller fest. „Die Moidl, die ist mit 108 jetzt die Älteste von uns allen. Sie war bis vor einem Jahr meine Nachbarin, eine stolze Frau“, grummelt er durch seinen Bart. Sepp hat auch ein wichtiges Amt inne: Er sperrt von Ostern bis Allerheiligen täglich die Spitalkirche für die Touristen und Besucher auf und zu. Sepp Kaserer redet nicht viel: Glücklich macht ihn ein Stück Kuchen im Seniorenwohnheim und die Gartenarbeit. Jedes Frühjahr bringt er neue Geranien für die Fensterbänke und die Sekretärinnen und die Direktorin bekommen häufig eine Blume aus dem Garten geschenkt. Sie sind aber nicht die einzigen: „Meinen Rosenkavalier“, nennt ihn die Dorfapothekerin, die auch mit einem Blumengruß bedacht wird.